Ordnung schaffen und halten ist eine unendliche Geschichte. Ähnlich wie die Wäschepflege. Nie ist man fertig, immer wieder entsteht neues Chaos. Es macht den Eindruck, dass Ordnung nichts Dauerhaftes ist, sobald der Mensch ins Spiel kommt.
Unordnung positiv sehen
In Familien mit Kindern ist immer etwas in Bewegung. Diese, vor allem je jünger sie sind, tragen jeden Tag zig Dinge von A nach B. Aber leider nicht mehr nach A zurück. Sie hinterlassen Lebensspuren, die Zeichen ihrer Lebendigkeit und ihrer Kreativität sind, wie Zeichnungen an der Kühlschranktür, gebastelte Kunstwerke auf der Fensterbank, Schmutzwäsche auf dem Boden im Kinderzimmer, Spielzeug am Fussboden, Schulzeug am Esstisch oder Schuhe und Jacken vor der Garderobe verstreut. Das alles gehört zur täglichen Realität mit Kindern.
Deshalb ist es wichtig, dass wir uns einen mit Wohlwollen gesättigten Blick aneignen und so manches Chaos geflissentlich hinnehmen. Der Spruch «Manche nennen es Chaos, wir nennen es liebevoll Familie!» trifft es auf den Punkt.
Wo liegt die Schmerzgrenze?
Wenn wir Teenager zu Hause haben, wird in Bezug auf Ordnung etwas anderes möglich sein als mit Kleinkindern. Ist ein Mitglied unserer Familie aufgrund von Krankheit und fortgeschrittenem Alter pflegebedürftig, ebenso. Haben wir auf unserem Bauernhof arbeitsintensive Zeiten, werden wir einfach ein höheres Mass an Unordnung in Kauf nehmen müssen.
Wir haben nur zwei Hände, und der Tag hat nur 24 Stunden. Vergessen wir auch folgende Rangordnung nicht: «Die Ordnung im Herzen meiner Kinder ist mir wichtiger als die Ordnung in meiner Wohnung.»
Ordnung hebt Wohlgefühl
Auf der anderen Seite beruhigt uns Ordnung. Sie verleiht Übersicht und schafft Raum für uns und unsere Familie. Unordnung zerrt an unseren Kräften, macht uns innerlich aufgewühlt, hemmt unsere Produktivität, Kreativität und Konzentration und verschlechtert unsere Laune.
Unordnung hingegen herrscht, wenn Ablageflächen überfüllt sind, wenn (unterschiedliche) Dinge chaotisch übereinanderliegen und nicht an ihrem angestammten Platz sind.
Ordnung mit System
Wollen wir nun mehr Ordnung in unseren vier Wänden schaffen, sollten wir zuerst eine Bestandsanalyse machen. Überlegen wir, in welchen Räumen wir mehr Ordnung möchten und warum dort immer Unordnung herrscht. Eine typische Unordnungszelle ist zum Beispiel, der Garderobenbereich.
Bei einer solchen Bestandsanalyse wird es erfahrungsgemäss zu folgender Feststellung kommen: «Wir haben zu viel Zeug.» Deshalb ist der erste und absolut wichtigste Schritt zu einem geordneten Zuhause das Minimieren, Ausmisten, Wegwerfen oder Verschenken von Gegenständen. Dort, wo am meisten Unordnung herrscht und sich am meisten Ballast, Gerümpel und Krimskrams angesammelt haben, sollten wir mit dem Ausmisten beginnen.
Wegwerfen befreit
Ausmisten ist ein Befreiungsschlag. Lassen wir unseren Blick doch einmal schweifen. Gehen wir von Zimmer zu Zimmer, in den Keller und in den Dachboden, auf den Hof, in den Stall, zur Remise und den diversen Lagerräumen. Überall werden wir zum gleichen Schluss kommen: Es ist zu viel Zeug.
Das Interessante dabei ist, dass wir die meisten Dinge davon als Belastung wahrnehmen. Die 20-zu-80-Regel (Pareto) trifft hier zu: 80 % unseres Besitzes sind tote Gegenstände, sie werden von uns nicht oder kaum benutzt. Nur 20 % des Inventars haben wir regelmässig in Verwendung.
«Krempel hält beschäftigt», sagt ein altes Sprichwort. Wollen wir nicht im Chaos ersticken, ist Ausmisten der Schlüssel dafür.
Unten finden Sie eine Checkliste, die Ihnen hilft, den Haushalt zu entrümpeln. Unter dem Stichwort «50 Dinge, die du sofort ausmisten kannst» hat die Haushaltsfee Claudia Windfelder eine Auswahl zusammengestellt, die Sie garantiert wegwerfen können. Das reicht von verwaisten Socken bis hin zu abgelaufenen Gutscheinen.
Geduld ist gefragt
Wer Mut zur Einfachheit und zum Wegwerfen «toter» Gegenstände aufbringen kann, wird belohnt. Die Früchte des Minimierens sind vor allem: eine hohe Grundordnung, mehr Zeit, weniger Stress, Zuwachs an Energie und ein friedvolleres Zuhause. Wir können wieder frei atmen. Es entsteht Raum für uns und für unsere Familie.
Ausmisten braucht jedoch eines: Geduld. Dinge, die sich über Jahre, vielleicht sogar über Jahrzehnte bei uns angesammelt haben, können nicht innerhalb einer Woche entrümpelt werden.
Auch ist es nicht zielführend, zwar fleissig auszumisten, aber dabei den Zufluss nicht zu stoppen. Weniger kaufen und dafür nur Dinge, die wir brauchen und echt konsumieren, soll das Ziel sein.
Goldene Ordnungsregeln
Das Gefühl der Ordnung stellt sich ein, wenn waagerechte Flächen leer sind, wenn Dinge in die gleiche Richtung schauen, wenn Gleiches bei Gleichem liegt, wenn Dinge geglättet sind.
Werner Küstenmacher hat in seinem Simplify-Buch goldene Ordnungsregeln aufgestellt. Diese lauten:
- Wird etwas herausgenommen, wird es wieder zurückgelegt.
- Fällt etwas hinunter, wird es wieder aufgehoben.
- Wird etwas geöffnet, wird es wieder geschlossen.
- Wird etwas heruntergenommen, hängt man es wieder auf.
Klingt einfach und ist logisch. Nur leider geschieht im Alltag der zweite Schritt (zurücklegen, schliessen, aufheben, aufhängen) nicht oft. Will man zu Hause mehr Ordnung, muss der zweite Schritt trainiert und eingeübt werden. Man muss sich selbst bei der Nase nehmen. Habe ich mir vom Schreibtisch Schere und Klebestreifen geholt, muss es selbstverständlich werden, diese Dinge wieder zurückzulegen. Und zwar genau dorthin zurück, nicht ungefähr.
Für jedes Ding ein Zuhause
Hier wären wir auch schon bei einem weiteren wichtigen Prinzip: Jedes Ding braucht ein Zuhause. Und dieses Zuhause muss logisch und leicht sein. Und – ganz wichtig – jeder in der Familie muss es kennen.
Besuchen Sie sich selbst
Ob wir einen Raum beim Betreten als ordentlich wahrnehmen oder nicht, entscheidet sich innerhalb weniger Sekunden. In jedem Raum gibt es eine Stelle, wohin der erste Blick fällt. Ist diese Stelle aufgeräumt, nehmen wir den gesamten Raum positiv wahr. Deshalb empfehle ich einmal, sich selbst zu besuchen.
Gehen Sie vor die Haustür, versetzen Sie sich in die Rolle des Besuchers, und treten Sie ein. Wohin fällt der erste Blick im Vorraum? Wohin in der Küche, in der Stube, im Badezimmer? Notieren Sie diese Stellen im Geiste und schaffen Sie dort Ordnung.
Ist im Vorraum eine Kommode der erste Blickfang, dann sollten dort keine Post, keine Zeitungen, keine Sonnenbrillen, keine Schlüssel in einem wilden Durcheinander liegen. Freie Flächen und ein dekorativer Blickfang suggerieren Ordnung. Suchen wir für die Dinge, die dort vielleicht herumkullern, einen besseren Platz. Nach demselben Prozedere gehen wir in den anderen Räumen vor.
Aber zuerst geht es jetzt ans Ausmisten, und manches hat seinen richtigen Platz im Müllsack, im Elektroschrott oder im Brocki. Wie gesagt, so entsteht Raum für uns und für unsere Familie.