Landwirte, die in ihrem Stall viel mit Stroh arbeiten, kennen diese Situation: Beim Einstreuen staubt es erst einmal kräftig auf. Oft kratzen die Staubpartikel in der Nase. In kürzester Zeit legt sich ein dicker Staubfilm auf die Buchtenwände ab.
Doch das muss nicht sein. Denn Landwirte können Techniken installieren, die Staub binden. Dazu gehört einerseits die automatische Entstaubung. Eine Strohmühle zerkleinert dabei das eingebrachte Material (Rund- oder Quaderballen), welches danach über Rohre vollautomatisch in jede Bucht gelangt. Der Staub wird zuvor abgesaugt.
Zudem spielt der Feuchtigkeitsgehalt in der Luft und auch im Stall eine wichtige Rolle. Fakt ist: Eine feuchte Bodenfläche hemmt die Aufwirbelung von Partikeln deutlich. Daher gibt es auch die Möglichkeit, Staub durch Flüssigkeiten zu reduzieren. Ein von Düsen verteilter feiner Sprühnebel bindet dabei die Staubpartikel. Zusätzlich hat das System einen kühlenden Effekt. Das bringt in heissen Sommermonaten einen Vorteil.
Drei Betriebe im Vergleich
Um diese beiden Entstaubungssysteme zu prüfen, hat die höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein (Österreich) Messungen in drei Mastschweineställen nach Tierwohlstandard durchgeführt. In österreichischen Tierwohlställen haben die Schweine Zugang zu frischer Luft und können sich durch zum Beispiel einen Auslauf den unterschiedlichen Umweltreizen aussetzen. Im Stall steht ihnen zudem Stroh als Liegefläche beziehungsweise als Futterzusatz und Beschäftigung in Raufen zur Verfügung. Tierwohlställe bieten den Tieren ausserdem mehr Platz.
Ein Versuchsbetrieb nutzte das Entstaubungs- und Einstreusystem Strohmatic der Firma Schauer. Ein weiterer Betrieb setzte auf die Zweistoffdüsentechnik der Firma Aero-solutions aus Linz (Österreich). Ein dritter Betrieb diente als Kontrollbetrieb. Dieser streute das Stroh aus Quaderballen händisch ein.
Im mehrwöchigen Versuch konnten die Forscher zeigen, dass sich der Staubgehalt in der Luft durch die unterschiedlichen Systeme deutlich reduzieren lässt.
Tierarztkosten sinken
Das automatisch entstaubte Stroh verursachte im Ruhebereich bis zu 80 % weniger Staub im Vergleich zum händisch eingestreuten (siehe Grafik). Der Praktiker aus dem Versuch setzt auf gehäckseltes Stroh. Die Vorteile sind, dass das kurze Stroh saugfähiger ist und er keine Probleme mit verschlossenen Spalten oder der Gülleausbringung hat. Er spart sich zudem Zeit beim Einstreuen und beim Reinigen des Stalles. Nicht zu vergessen sind die geringeren Tierarztkosten durch weniger Staub.
Insgesamt ist der Landwirt mit der Strohentstaubung sehr zufrieden. Dass sich auch die Tiere wohlfühlen, zeigen die täglichen Zunahmen von bis zu 850 g. Allerdings sind die Investitionskosten mit über etwa 40 000 € (entspricht zirka 43 000 CHF) relativ hoch.
Kühlen und Staub binden
Auch die zweite Variante zeigte gute Ergebnisse. Mit der Zweistoffdüsentechnik kann der Landwirt nicht nur den Staub binden, sondern im Sommer seine Schweine auch kühlen. Der Stall wird durch Schwerkraft be- und entlüftet. Eine kostengünstige Möglichkeit, die aber hinsichtlich Klima und Luftqualität Nachjustierung forderte. Vor der Installation machte der Staub den Schweinen grosse Probleme. Der Landwirt musste seine Tiere vermehrt wegen Atemwegserkrankungen behandeln. Durch die Sprühanlage konnte er die Tierarztkosten in den Wintermonaten um 38 % senken. Die Sprühköpfe des Systems decken eine Fläche von zirka 50 m² ab und sind mit bis zu vier Düsen ausgestattet. Einen Vorteil sieht der Schweinebauer im modularen Aufbau. Dadurch konnte er diese in das bestehende Gebäude einfach nachrüsten. Preislich unterscheidet sich die Anlage laut Landwirt nicht von einer Hochdruckkühlanlage, benötigt jedoch nur 3,5 bar Druck. Der Preis für die Anlage liegt bei 400 Mastplätzen bei zirka 3,5 € je Tier.
Der Landwirt erzielt aber nicht alleine mit Wasser einen positiven Effekt. Er setzt zusätzlich Additive ein. «Den grössten Erfolg habe ich mit ätherischen Ölen und Emulgatoren. Sie werden über das Wasser eindosiert und bringen neben einer Staubbindung einen hygienisierenden Effekt», erzählt der Schweinebauer.
Wie die Untersuchung zeigte, konnte der Staubgehalt durch den Einsatz der Sprühanlage um bis zu 80 % gesenkt werden. Das untersuchten die Forscher bei einem Sprühzyklus von 15 min. Dabei gilt: Je höher das Aufkommen des Staubes, umso besser kann dieser in der Luft durch Sprühnebel gebunden werden. Hier wird allerdings weiteres Potenzial vermutet. Offene Fragen sollen noch in diesem Jahr durch Folgemessungen geklärt werden. Der Fokus soll darauf liegen, unterschiedliche Sprühintervalle auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
Wirkung mit Ölen verbessern
Ebenfalls werden verschiedene Additive untersucht. So wollen die Forscher testen, wie sich ölige Substanzen auf den Atemtrakt der Tiere und die Bindungskapazität von Staub auswirken.
Dadurch können die Vorteile von entstaubtem Stroh noch besser genutzt und die Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier gesenkt werden. Denn Staubpartikel können Infektionserreger sowie Endotoxine beherbergen und gemeinsam mit anderen Luftschadstoffen (zum Beispiel Ammoniak) den Atmungstrakt schädigen. Besonders wenn durch die Witterung die Qualität des Strohs gelitten hat, wird die Aufbereitung und Art der Einstreu in Ställen immer wichtiger.
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