Wie ist die Stimmung auf den Bauernbetrieben, und wie wirkt sich das auf das Investitionsverhalten aus?
Heller:Investitionen in landwirtschaftliche Gebäude sind meistens gut durchdacht. Unsere Kunden sind von ihren Projekten überzeugt und blicken optimistisch in die Zukunft. Zu schaffen machen ihnen die steigende Komplexität der Baubewilligungsverfahren, die bürokratischen Hürden und die damit verbundenen Kosten. Viele sind gewillt, sich den Anforderungen der Gesellschaft und der Konsumenten anzupassen, und setzen bei ihren Bauten auf Tierwohl oder Nischenproduktion.
Muff: Die Bauernfamilien machen sich viele Gedanken über ihre Zukunft, wie die Abstimmungen verlaufen, über den Vergleich mit dem Ausland und über die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, dass man an allem schuld sei, ob Wasser-, Boden- oder Luftverschmutzung. Die meisten lieben ihren Beruf und wollen produzieren. Der Investitionsentscheid hängt von der Betriebsgrösse ab, ob ein Nachfolger in Sicht ist oder vom Zustand der Gebäude.
Inauen: Die schweizerische Geflügelhaltung gilt im In- und Ausland als Vorzeige-branche. Seit dem Käfigverbot 1982 haben sich die Geflügelfarmer immer den hohen Anforderungen betreffend Tierwohl angepasst. Unsere Kunden sind zufrieden mit der jetzigen Situation. Es wird weiter in neue Ställe und auch in Umbauten investiert, um die Konsumenten mit «swiss-made» Eiern und Geflügel zu bedienen.
Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Betriebszweigen oder auch den Bewirtschaftungsformen?
Heller: Die Preise beeinflussen die Investitionstätigkeit. So wird in Milchviehställe für Biomilchkühe und für silofreie Milchproduktion für Greyerzer oder Raclettekäse investiert. Auch ist die Nachfrage nach Hallenbauten im Gemüsebau, der Biolegehennenhaltung, Mutterkuhhaltung und bei der Grossviehmast gestiegen. Bei der Rindviehhaltung tut sich das Berggebiet hervor, einerseits gibt es Strukturverbesserungsbeiträge, andererseits kaum weitere Produktionsalternativen.
Muff: Eine schwierige Frage. Heute installieren wir Melkroboter auf Hochleistungs- wie auch auf Biobetrieben. Es werden Fütterungsanlagen für grosse Betriebe installiert, aber auch schon für 20 Jungtiere. Ich glaube, die Frage stellt sich der Landwirt wie folgt: Wie kann ich meinen Betrieb optimal führen auch bei Spitzenbelastungen, und was ist für die Tiere am besten? Technische Lösungen sind für die Landwirtschaft sehr hilfreich.
Inauen: In der Eierproduktion legen die Hennen jeden Tag ein verkaufs-fertiges Produkt, das «Schweizer Ei». Die Mastpoulets hingegen haben einen weiteren Prozess vor sich, bis das Produkt in den Verkauf gelangt. In beiden Betriebszweigen führt die gute Betreuung durch den Tierhalter zum wirtschaftlichen Erfolg. Wichtig für alle Betriebszweige ist gutes Mischfutter, um eine hohe Qualität dieser Lebensmittel zu garantieren.
Welche Trends prägen die technischen Entwicklungen, und in welchen konkreten Neuheiten schlägt sich das bei Ihrem Unternehmen nieder?
Heller: Der Trend zur Automatisierung setzt sich bei mittleren und grossen Viehbeständen fort. Da die Betriebe immer grösser werden und immer weniger Personal zur Verfügung steht, wird schon bei der Planung geschaut, dass die täglichen Routine-arbeiten automatisiert oder zumindest optimiert werden können. Bei Stallbauten setzen die Bauern vermehrt auf lichtdurchflutete und gut belüftete Ställe.
Muff: Melkroboter gehören bald zum Standard. Die Weiterentwicklung geht weiter in Richtung Milchqualitätsüberwachung. Für uns zählt, die laufenden Kosten für den Landwirt so niedrig wie möglich zu halten und dennoch Qualitätsmilch zu erzeugen. Stark gestiegen ist die Nachfrage nach Fütterungsrobotern oder -systemen für das Grundfutter. Wir bieten für jede Betriebsgrösse die passende Anlage, auch für kleine und mittlere Betriebe. Die grösste Neuheit im Herbst 2020 ist der Entmistungsroboter für Festboden, den wir nächstens vorstellen werden.
Inauen: Die Umwelt ist ein aktuelles Thema. Wir versuchen, mit technischen Produkten zum Beispiel die Bildung von Ammoniak-emissionen zu reduzieren. Bei den Legehennen mit Volieren reduzieren wir diese Emissionen mittels der «Bura-Kot-belüftungsstation» direkt im Stall – und dies mit Erfolg. Bei den Mastpoulets empfehlen wir eine Bodenheizung und einen Wärmetauscher. Der Wärmetauscher funktioniert nach 20 Tagen auch als Entfeuchter. Durch diese beiden technischen Massnahmen ist auch bei der Pouletproduktion eine enorme Ammoniakreduktion das Resultat.