Im letzten Sommer hatten wir sogar nachts Temperaturen über 30°C“, erinnert sich Markus Steinmetz. Der 45-Jährige bewirtschaftet in der nordhessischen Gemeinde Wabern einen Betrieb mit 500 Sauen inklusive Ferkelaufzucht. Er ist froh, in seinen Stall 2008 einen „Kühlturm“ eingebaut zu haben. Dadurch konnte er die Abteiltemperaturen um bis zu 7°C senken.
Auf die Idee mit dem Kühlturm hat ihn sein Berater Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld gebracht. Im Betrieb Steinmetz sind Abferkelstall und Deckzentrum in zwei Gebäuden direkt hintereinander angeordnet. Zwischen beiden Stallbereichen befindet sich aus Brandschutzgründen ein Durchgang, den der Landwirt effektiv nutzen wollte und in den er die wassergekühlte Porenwand eingemauert hat.
Hierzu hat der Schweinehalter 24er- Hohllochziegel quer vermauert. An die Innenseiten des Kühlturms hat er PE-Rohre mit 6er Löchern oben an die Wand geschraubt. Durch diese Löcher rieselt Wasser an der Porenwand herunter. Durchströmt die warme Außenluft die Ziegelsteine, verdunstet ein Teil des herunterrieselnden Wassers und kühlt die Zuluft ab. Diese gelangt dann über den Zentralgang in die Abteile und wird dort durch eine Porendecke verteilt. Eine Betonwanne unter der Porenwand fängt das Restwasser auf. Eine Tauchpumpe pumpt das Wasser wieder nach oben in die PE-Rohre. Per Schlauch kann Steinmetz frisches Wasser in das Betonbecken laufen lassen.
Ab Temperaturen von mehr als 28°C nimmt der Landwirt den Kühlturm in Betrieb. Ab 35°C ist das System sogar Tag und Nacht aktiv. „Bei extremer Hitze verbrauche ich zwischen 1 und 2 m³ Wasser pro Tag“, weiß Markus Steinmetz. Die Wasserqualität muss einwandfrei sein, damit die PE-Rohre nicht verstopfen.
Insgesamt beziffert der Schweinehalter die Kosten für den Kühlturm auf rund 2000 €. Alle zwei Jahre muss er die Pumpe aufgrund von Verschleiß auswechseln. Kostenpunkt: 150 €.
Schweine sind ruhiger
Der selbstgebaute Kühlturm hat sich für den 45-Jährigen ausgezahlt. Im Abferkelstall konnte er ca. 15% geringere Erdrückungsverluste bei den Ferkeln verzeichnen. Auch die Umrauscherquote sei geringer. „Die Sauen sind entspannter, und wir können die Leistung im Deckzentrum während der heißen Sommermonate halten“, erklärt er.
Einziger Nachteil des Kühlturms sind die Algen, die sich nach einem längerem Stillstand der Anlage bilden. Daher reinigt Steinmetz die Anlage rechtzeitig vor Inbetriebnahme mit dem Hochdruckreiniger. Dann startet er zudem einen Testdurchlauf, um die Funktion in den Hitzeperioden sicherzustellen.
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„Guter Kühleffekt für wenig Geld!“
Sebastian Ermann setzt bei der Kühlung im Sauenstall auf einen mobilen Rotationszerstäuber. Eine Reportage von Anna Hüttenschmidt.
Wir konnten bautechnisch an unseren Altgebäuden nichts mehr verändern, deshalb haben wir uns im Sauenstall für einen mobilen Rotationszerstäuber entschieden“, begründet Sebastian Ermann aus Senden im Münsterland seine Wahl des Kühlsystems. Der 29-Jährige leitet zusammen mit seinem Vater einen Betrieb mit 750 Sauen, 4000 Ferkelaufzuchtplätzen und 120ha Ackerbau. Alle Stallgebäude sind rund 20 bis 35 Jahre alt, sodass das Nachrüsten eines festen Kühlsystems kompliziert und teuer geworden wäre.
„Der Friggy-Rotationszerstäuber ist mit ca. 675 € netto pro Stück vergleichsweise günstig und sehr einfach zu installieren“, beschreibt Sebastian Ermann die Vorteile des Rotationszerstäubers der Firma Menken und Drees. Seit 2017 sind bei dem Schweinehalter insgesamt vier Rotationszerstäuber im Einsatz.
Kühleffekt von bis zu 6°C
Ermanns gesamter Sauenstall mit Deckzentrum, Warte- und Abferkelbereich ist ein zusammenhängender, sternförmiger Gebäudekomplex mit insgesamt vier Türöffnungen für die Unterdrucklüftung. Vor jeder Türöffnung hat der Schweinehalter einen Rotationszerstäuber montiert, damit dieser möglichst die gesamte Zuluft erfassen kann. Für die Aufhängung gibt es mitgelieferte Ketten und Ösen, die er einfach in die Wand gedübelt hat.
Der Wasservernebler ist mit einem Schwimmerbehälter und -ventil ausgerüstet. Darüber fördert er das Wasser hinter eine rotierende Scheibe, die das zugeführte Wasser mit 12000 U/min in etwa 6 bis 10 µm kleine Tröpfchen vernebelt. Die Zuluft nimmt das verdunstende Wasser dann auf und wird abgekühlt.
Alle vier Rotationszerstäuber steuert Sebastian Ermann über eine gemeinsame Stromversorgung. Dazu hat der Sauenhalter eine eigene Konstruktion ausgetüftelt: „In der Mitte des Zentralgangs hängt ein Temperaturfühler, der über ein Thermostat alle Geräte einschaltet, sobald eine festgelegte Temperaturgrenze von z.B. 25°C überschritten ist“, beschreibt Ermann. Die Wasserzerstäuber laufen dann durchgehend und schalten sich selbstständig aus, wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist. Unter optimalen Bedingungen schafft es der Rotationszerstäuber, die Stallluft um bis zu 6°C abzukühlen. Die gewünschte Temperaturgrenze kann Ermann jederzeit anpassen.
Im Winter hängt der Sauenhalter die Rotationszerstäuber ab, entfernt das Restwasser aus dem Wassertank und lagert sie im Heizungsraum ein. Sobald die Außentemperaturen im Frühjahr die Grenze von 25°C überschreiten, baut er das Kühlsystem wieder auf. „Das geht schnell und dauert gerade mal eine knappe Stunde für alle vier Friggys“, sagt Sebastian Ermann.
Positiv für Mensch und Tier
Die Rotationszerstäuber arbeiten nach den Erfahrungen des Schweinehalters störungsfrei und wartungsarm. Auch kalkhaltiges Brunnenwasser bereitet dem Kühlsystem keine Probleme. Die einzige Herausforderung ist jedoch die richtige Dosierung der Wasserzufuhr. „Wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist, kann die Zuluft nicht mehr so viel kühles Wasser aufnehmen. Das erkenne ich bei der täglichen Routinekontrolle dann an Pfützen auf dem Stallgang“, erklärt der Betriebsleiter. Der Kühleffekt ist dann eingeschränkt und er muss den Wasserzufluss drosseln. Hier würde sich der Landwirt eine Automatiksteuerung mit Luftfeuchtemesser wünschen.
Im letzten warmen Sommer gab es im Betrieb bei den Sauen keine Hitzetoten, dies liegt nach Meinung des Schweinehalter unter anderem auch an der Kühlung durch den Rotationszerstäuber. Sein Fazit: „Ich bin mit dem Kühleffekt sehr zufrieden. Und neben den Tieren freuen sich auch meine Mitarbeiter im Sommer über die kältere und staubfreiere Luft beim Arbeiten im Stall.“